Rezension: Anonymität für User-Generated Content? von Heilmann

Das Internet ist voll von sogenanntem „User Generated Content“. Ein Lustiges Video hier, ein unterhaltsamer Blog da oder eine informative Rezension. Unternehmen schaffen für Nutzer immer mehr Möglichkeiten eigene Inhalte zu veröffentlichen. Seit Mitte des ersten Jahrzehnts nach 2000 ist der Internetnutzer nicht nur passiver Konsument von Inhalten, sondern wird zum „Produser“, indem er eigene Inhalte im mehr oder weniger großen Rahmen publiziert. Der Begriff Produser wurde von Axel Bruns geprägt in dem Werk „Blogs, Wikipedia, Second Life and Beyond: From Production to Produsage“. Dieses Phänomen wird heutzutage als User-Generated-Content bezeichnet.

Ziel des vorliegenden Werkes ist die verfassungsrechtliche und einfach-gesetzliche Analyse der Informationspflichten, für journalistisch-redaktionelle Angebote und andere Telemedien, in §§ 5 TMG, 55 RStV. Die Analyse beginnt mit der Darstellung der Rechtsfolgen von §§ 5 TMG, 55 RStV und somit mit der Frage, welche Informationspflichten zu erfüllen sind und welche Konsequenzen bei Nichtbefolgung drohen. Danach folgt eine Erörterung des grundrechtlichen Rahmens, innerhalb dessen sich die Informationspflichten bewegen. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Frage, ob, und wenn ja, welche Leitlinien sich für die Auslegung der Tatbestandsmerkmale ergeben. Der Hauptteil widmet sich den Tatbestandsmerkmalen von §§ 5 TMG, 55 RStV. Wie im verfassungsrechtlichen Teil stehen auch hier primär die Informationspflichten im engeren Sinn im Vordergrund. Der Autor geht gesondert auf die Vorschrift des § 55 Abs 2 RStV ein, der eine Sonderstellung einnimmt. Die spezielle Problematik des User-Generated-Content bildet den Hintergrund der Untersuchung in diesem Werk.
Besonders interessant ist das Kapitel über das Verhältnis der Vorschriften zueinander. Hier wird die persönliche oder familiäre Gestaltung geschäftsmäßigen gegenübergestellt. Dies ist eine im Internet häufig angetroffene Problematik. Es gibt beispielsweise Dienste, die allein persönlichen Zwecken dienen, andererseits aber in der Regel entgeltlich erbracht werden. Laut Auffassung des Autors ist die Geschäftsmäßigkeit so zu verstehen, dass persönlichen oder familiären Zwecken dienende Angebote die Anforderungen des § 5 Abs. 1 TMG nicht erfüllen. Hier wird auf die Gewinnerzielungsabsicht abgestellt: Prinzipiell private, aber dennoch gewinnerzielungsorientierte Dienste können geschäftsmäßig erbracht werden. Ein weiterer Vergleich wird zwischen der journalistisch-redaktionelle Gestaltung sowie der entgeltliche Erbringungen gezogen. Beides schleißt sich keinesfalls aus. Finanzierung durch Werbung ist in klassischen Massenmedien Gang und Gäbe.
Leider leidet unter den juristisch tiefgreifenden und differenzierten Ausführungen die verständliche Darstellung. Zwar handelt es sich hier um eine Dissertation, allerdings schließt dies keinesfalls aus, dass man hier auf eine bessere Darstellung setzen konnte. Sicherlich kann man einwenden, dass dies der inhomogenen Materie geschuldet ist. Einige Kapitel sind schwer lesbar. Der Autor hat leider eine stark ausgeprägte Vorliebe für Schachtelsätze weshalb die Darstellung schwerfällig wird. Dass Juristerei und gutes Deutsch durchaus zusammenpassen, zeigen viele andere juristische Fachbücher.

Fazit: Mit diesem Werk gibt der Autor dem Praktiker eine sehr gute Übersicht zu dem Thema. Die Darstellung der Thematik im vorliegenden Werk erfolgt zwar sehr detailliert, allerdings leidet die verständliche Darstellung etwas.

Daten zum Buch

Stefan Heilman
Anonymität für User-Generated Content?
Nomos Verlag
ISBN 978-3-8487-0199-5
Preis: 115,00 EUR

Erhältlich direkt beim Nomos Verlag oder Amazon.

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